Mittwoch, 6. Oktober 2010

Das Gegenteil von "schlecht" muss nicht "gut" sein.

Was fasziniert (mich) eigentlich so an dem Phänomen „Marke“? Es ist vermutlich, mit dem professionellen Abstand betrachtet, die Tatsache, dass eine aus Bildern und Geschichten erfundene Welt die Verbundenheit zu einem Produkt schafft. „Das Marketing“ (also alle Menschen, die mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut sind) erzählt ein Märchen, das wahr wird, wenn ich mir mein Produkt kaufe. So in etwa.

Und dann gibt es die, die so ein teilweise über Jahrzehnte sorgsam aufgebautes Märchenschloss zum Wohle des Shareholder Value abreißen (lassen). Meine Eltern sprachen noch von „Mercedes-Qualität“ und „das ist der Mercedes unter...“, wenn sie von besonders hoher Produktgüte schwärmten. Eine bis zwei Generationen später haben diese beiden Formulierungen tragischerweise eine ganz andere, leicht zynische Konnotation bekommen. Auf diese spezielle Marke möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht weiter eingehen. Besitzer einer E-Klasse der Baureihe W210 oder W211 (und auch manch anderer Modelle) wissen, was ich sagen will. Und die Kollegen der anderen Kühlerembleme machen es übrigens im Großen und Ganzen nicht viel besser. Es muss gespart werden - koste es, was es wolle!

Liebe Industriekapitäne! Das Schiff, das man Euch anvertraut hat, kann man nicht mit „STRG-ALT-ENTF“ einfach so neu starten. Oder per Arbeitsanweisung. Es dauert um ein Vielfaches länger, einen hervorragenden Ruf aufzubauen, als ihn zu ruinieren. Besetzt den Ausguck für den notwendigen Weitblick. Plant die Route weit in die Zukunft, nicht nur bis zur nächsten Tonne. Holt Euch einen Lotsen an Bord, wenn Ihr nicht jede Untiefe der Route kennt. Und beantwortet Euch selbst ganz ehrlich die Frage, was Ihr als Kunden über Eure Produkte denken würdet.

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